Best of Westbank Tour – Jericho, Ramallah und Bethlehem (2024)

Meine zweite Tour nach Palästina, die Best of Westbank, machte ich eine Woche nach dem Tagesausflug nach Nablus und Jenin. Als ich dieses Jahr für die TBEX nach Jerusalem gereist bin, war für mich klar: Ich muss diesmal nach Palästina. Das Land wird auch Westjordanland (bzw. auf Englisch Westbank) genannt, da es an den westlichen Ufern des Jordans liegt. Ich persönlich hatte immer das Gefühl, dass der Begriff Westbank abschätzig verwendet wird. Aber das habe ich nicht bestätigt bekommen und war nur so ein Gefühl. Dem Artikel möchte ich voranstellen, dass ich keine Politologin bin und auch nicht Partei ergreifen möchte. Ich bin lediglich eine Reisende und digitale Nomadin, die Länder, Orte und Kulturen aus erster Hand erfahren möchte. Ich sehe Menschen und Landschaften, nicht Politik und Wirtschaft. Und nun möchte ich dich zu den Highlights der Tour nach Jericho, Ramallah und Bethlehem mitnehmen.

Taufstelle im Jordan – Erste Station der Best of Westbank Tour

Unser erstes Ziel war der Jordan – um genau zu sein: Der Ort, an dem Jesus getauft worden sein soll. Ich habe in den Berichten anderer Blogger gelesen, die hier sogar Taufen mit ansehen konnten und den Ort überfüllt und mit bewaffneten Soldaten erlebt haben. Als ich dort war, war es friedlich, ruhig und niemand außer meiner Tourgruppe hat die Idylle unterbrochen. Hier kann mandie andere Seite gut sehen. Das ist Jordanien. Dort hinüber zu schwimmen, ist strengstens verboten. Der Fluss war zu Zeiten Jesu übrigens deutlich breiter. Die Taufe soll auf der jordanischen Seite stattgefunden haben.

Jericho – Zweite Station der Best of Westbank Tour

Jericho ist eine der ältesten Städte der Welt – wenn nicht sogar die älteste Stadt der Welt. Ausgrabungen zufolge wurden die ersten Siedlungen hier vor 11.000 Jahren, also um 9.000 vor Christus, angelegt. Sie liegen am Fuße des Bergs der Versuchung (Djebel Qarantal), auf dem Jesus während seiner 40-tägigen Fastenzeit den Versuchungen des Teufels widerstanden haben soll.

Die Ausgrabungsstätte von Jericho

Tell es-Sultan liegt etwa zwei Kilometer vom Stadtzentrum von Jericho entfernt direkt an der Talstation der Seilbahn, die auf den Berg der Versuchung führt. Hier wurden 23 Schichten ausfindig gemacht, die auf zerstörte Siedlungen hinweisen, die übereinander gebaut wurden. Insgesamt sind diese Schichten 21 Meter hoch.

Elishaquelle

Hier findest du auch dieAin-es-Sultân-Quelle, auf DeutschElishaquelle (bzw. Englisch Elisha’s Spring oder auch Elisha’s Fountain), dessen Wasser der Prophet gereinigt haben soll und das bis heute verjüngende Kräfte haben soll. Unser Tourguide scherzte: „Ich trinke täglich von dieser Quelle und ich bin jetzt 107 Jahre alt!“

Ramallah – Dritte Station der Best of Westbank Tour

Ramallah wurde im 16. Jahrhundert von den Haddadinen gegründet und beherbergt heute einen Teil der palestinensischen Regierung (der andere Teil befindet sich in Gaza-Stadt). Die Zusammensetzung aus den Arabischen Wörtern Ram und Allah heißt auf Deutsch so viel wie Gotteshügel. Die Stadt war in den Händen verschiedener Länder: Während des Arabisch-Israelischen Krieges 1948 hatte Jordanien die Kontrolle.1967 wurde Ramallah von den Israelis besetzt und danach von ihnen verwaltet; 1994 folgte derOslo-Friedensprozess, der für eine palästinensische Selbstverwaltung sorgte. Offiziell ist die Hauptstadt von PalästinaJerusalem, aber de facto ist Ramallah das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der palästinensischen Autonomiegebiete.

Das Grab Arafats

Hier befindet sich auch das Grab von Jassir Arafat, dem ehemaligen Präsidenten von Palästina. Er wollte eigentlich neben der Al-Aqsa Moschee auf dem Tempelberg begraben werden, aber die israelische Regierung hat dem nicht zugestimmt. So wurde auf dem Areal des Regierungssitzes in Ramallah ein Mausoleum für ihn errichtet.

Ramallah Stadt

Auf diesem Foto siehst du den angeblich wahren Times Square (zumindest behaupten das die Palästinenser): Auch ein Besuch auf dem Markt darf bei einer Tour in eine Stadt in Nahost nicht fehlen. Wir essen Bananen, Erdbeeren, Mandarinen und Mandeln, die außen noch pelzig und grün sind. Die Menschen sind freundlich, lächeln uns an und ermuntern uns, die lokalen Köstlichkeiten zu probieren.

Bethlehem – Vierte Station der Best of Westbank Tour

Unser letzter Stopp ist Bethlehem. Ich bin schon ganz schön aufgeregt, da ich christlich aufgewachsen bin und dieser Ort für mich irgendwie eine besondere Bedeutung hat. Es ist der Ort, an dem Jesus geboren sein soll. Der Ort, an dem die Heiligen drei Könige dem Stern von Bethlehem folgten, der sie zum Jesuskind führte. Genau dieser Ort soll unser erstes Ziel sein: Die Church of Nativity bzw. Geburtskirche wurde über der Geburtsstätte Jesu errichtet. Genau hier soll Jesus in einem Stall auf die Welt gekommen sein. Im oberen Teil der Kirche finden bis heute orthodoxe Messen statt. Über eine Treppe gelangt man eine Etage tiefer. Eigentlich war es hier rappelvoll, aber ich habe hinbekommen, ein Foto zu machen, während meine Gruppe die Höhle verlassen hat und die nächste Gruppe reingelassen wurde: Wieder an der Oberfläche wirst du in einen Kreuzgang geleitet, der zur christlichen Kirche führt. Davor ist eine Krippe aufgebaut, die die bekannte Szene darstellt, in der die Heiligen drei Könige im Stall erscheinen. Dann bummeln wir ein bisschen durch die Straßen und Gassen Bethlehems. Die Atmosphäre in der einzigen christlichen Stadt in Palästina ist ganz besonders. Irgendwie weniger arabisch. Und doch ist der arabische Flair da. Die letzte Station der Best of Westbank Tour führte uns an die Mauer zwischen Palästina und Israel und zum Banksy Hotel, das eigentlich The Walled Off Hotel heißt.

Die Mauer

Während der Zweiten Intifada im Jahr 2000 haben die Israelis eine 708 Kilometer lange Mauer zwischen Palästina und Israel hochgezogen, mit der Begründung sich vor Selbstmordattentaten zu schützen. Ich war zwar erst zwei Jahre alt, als die Mauer in Deutschland fiel, aber dennoch kenne ich die Bilder. Ich kriege immer noch Gänsehaut, wenn ich an diesen Ort denke – So voller Hass dem anderen gegenüber. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlen muss, mit einer Mauer vor der Tür zu leben. Mit dem Wissen, dass die Menschen auf der anderen Seite mich aufgrund meiner Religion und Herkunft ablehnen. Ich möchte an dieser Stelle nochmal wiederholen, dass ich niemanden ver- oder beurteile. Während meiner beiden Reisen in Israel habe ich wunderbare Israeli kennengelernt, mit denen ich eine tolle Zeit hatte und bereichernde Gespräche geführt habe. Ich versuche nur meine Gefühle zu beschreiben. Hier ein paar Eindrücke, die ich unkommentiert lassen möchte: Ein verlassenes Haus steht auf der anderen Straßenseite – mit diesem Ausblick würde ich wohl auch nicht täglich aufwachen wollen: Ich bin sprachlos, traurig, wütend – Warum tun Menschen sich so etwas an? Und nein, ich meine nicht nur die Israelis mit der Mauer! Ich meine genauso die Palestinenser, die vorher mit Bombengürteln ins Nachbarland marschiert sind und sich in die Luft gejagt haben. Und ich meine genauso jeden anderen, dessen Handlungen von Menschenhass geprägt sind. Und noch eine Anmerkung: In Krakau und Auschwitz ist mir aufgefallen, dass immer alle von „den Deutschen“ geredet haben. Spätestens seit diesem Moment ist mir klar, wie verletztend so eine Pauschalierung ist. Aber nun weiß auch nicht, wie ich das politisch korrekter ausdrücken soll…

Wall Mart

Wenn du dich auf der Mauer „verewigen“ (ewig hält es sicher nicht, da die Mauerplatten immer wieder übermalt werden) möchtest, kannst du im sogenannten Wall Mart eine Sprühflasche bekommen. Dort werden auch allerlei Souvenirs verkauft, die das Thema Nahostkonlikt und Mauer auf die Schippe nehmen. Ich musste teilweise laut auflachen, weil die Sprüche auf den Shirts zum Beispiel so gut sind. Dabei ist das alles andere als witzig, sodass ich gleich ein schlechtes Gewissen hatte. Aber der Besitzer des Wall Mart hat mich angelächelt und ermuntert, weiterzulesen und weiter zu lachen! An Humor mangelt es den Menschen hier wirklich nicht!

Das Walled Off Hotel oder Banksy Hotel

Wir laufen weiter und gelangen ans The Walled Off Hotel. Eine einzige Satire! Das Hotel wirbt mit der weltschlechtesten Aussicht und wurde gänzlich von einem Künstler namens Banksy gestaltet, der zahlreiche Bezüge auf den Nahostkonflikt eingebaut hat. Das Piano spielt übrigens alleine, wie von Geisterhand. Irgendwie gruselig! Und sowieso ist der ganze Raum bedrückend. Banksy hat übrigens in der ganzen Stadt Grafittis gesprüht. Zwei davon habe ich gesehen: Ich freue mich, als ich wieder rausgehe und die Sonne auf meiner Haut spüre. Mit dem Van geht es zurück nach Jerusalem, die andere Seite der Mauer. Ich bin dankbar, dass ich das kann. Ich bin dankbar, dass ich in einem Land ohne Mauer aufgewachsen bin (meine ersten zwei Lebensjahre zähle ich mal nicht). Ich bin dankbar für meinen deutschen Pass, der es mir ermöglicht, in so viele Länder zu reisen, während so mancher anderer das nicht kann. Mir wird klar, wie privilegiert ich bin und gebe mir selbst das Versprechen, dieses Privileg nicht ungenutzt zu lassen. Denn irgendwie ist es meine Pflicht, oder?

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Author: Fredrick Kertzmann

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